Am 14. November begehen wir den Volkstrauertag, an dem den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird. Dieser zentrale Gedenktag wird in ganz Deutschland begangen und soll alle Menschen erreichen, damit die Worte „NIE WIEDER KRIEG“ ihre Bedeutung behalten. Doch was ist Krieg eigentlich. Zumindest das Wort ist in unserer Sprache weit verbreitet. Wir sprechen vom Scheidungskrieg, von Kriegsspielen, Krieg der Worte oder dem Kleinkrieg zwischen Mitarbeitern einer Firma und vieles mehr. Mittels unserer Sprache sind wir in der Lage auch den Krieg nüchtern und sachlich zu beschreiben. Krieg ist also ein Konflikt, der planmäßig unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragen wird. Das Ziel der beteiligten Kollektive ist es, ihre Interessen durch Kampf und Erreichung einer Überlegenheit durchzusetzen. Die damit einhergehenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen zu Verletzungen und zum Tod. Daneben gibt es immer wieder sogenannte Kollateralschäden, die völlig Unbeteiligte treffen aber zur Zielerreichung billigend in Kauf genommen werden. In vorstehenden nüchternen Worten stecken Verletzungen, Tod und Verzweiflung. Der Volkstrauertag soll aber nicht den Krieg definieren.
Der heutige Tag ist den Opfern der zwei Weltkriege des vorigen Jahrhunderts gewidmet und darüber hinaus allen Menschen, denen durch unrechtmäßige Gewalt Schaden an Leib und Seele zugefügt wurde. Auch heute werden wir täglich durch die Nachrichten daran erinnert, dass solches überall auf unserer Welt passiert. Dies ist so nicht hinnehmbar. Unsere Demokratie lebt nach dem Grundsatz des Artikel 20 des Grundgesetzes der formuliert „alle Gewalt geht vom Volke aus“. Dieser normative Grundsatz definiert das Volk als konstitutiven Begründer der Staatsgewalt und macht klar, dass es keine Gewalt geben darf, die nicht durch gewählte Vertreter und deren nachgeordneten Organe – entsprechend des Rechtsstaatsprinzips – legitimiert sind. Leider gibt es immer mehr Menschen die dies offensichtlich vergessen. So muss nicht nur unsere Regierung mit allen Mitteln versuchen, Kriege und alle Folgehandlungen weltweit ein zu dämmen, sondern auch in unserem Land der steigenden Verrohung im Umgang miteinander und der oft vermissten Hochachtung vor dem Leben anderer, mit den Mitteln des Rechtsstaats entgegentreten. Gewalt ist keine Lösung und auch wenn bestimmte Gedankenträger die dunklen Zeiten der deutschen Geschichte, nämlich das sogenannte Dritte Reich, glorifizieren und rechtsgerichtetes Gedankengut verbreiten, muss dem energisch Einhalt geboten werden. Hier ist die wehrhafte Demokratie gefordert, wir alle sind Teil davon. In diesem Sinne verstehe ich den heutigen Tag als Gedenken all derer, die in den Kriegen und den Handlungen einzelner Personen, bestimmter Gruppierungen oder totalitärer Systeme ihr Leben verloren haben oder physisch /psychisch darunter leiden mussten. Ebenso dient dieser Tag der Aufforderung an uns alle, die Vergangenheit nicht zu vergessen und wachsam zu bleiben. Wenn wir alle aktiv für unsere Demokratie eintreten und jeder in seinem Bereich für die Werte der freiheitlich demokratischen Grundordnung einsteht, wird unser Land weiter in Frieden bestehen können und auch der Weltgemeinschaft auf ihrem Weg dahin beistehen können. Dafür dient das heutige Gedenken.