Das Osterfest mit seinen Feiertagen steht unmittelbar bevor. Für fast alle ist es eine arbeitsfreie Zeit und wird meist dazu genutzt, den oft mühevollen und mit vielen Terminen angefüllten Alltag zu vergessen und neue Kraft zu tanken. Für andere wiederrum ist es ein Familienfest und der Osterhase bringt Geschenke für die Kinder. Auch die Schul- und Kindergartenkinder sowie die dort Beschäftigten freuen sich über ein paar freie Tage. Doch ich muss offen gestehen, dass es mir in diesem Jahr besonders schwerfällt, mich auf die Osterfeiertage zu freuen.
In Europa wird aktuell ein Vernichtungskrieg gegen ein ganzes Volk geführt, der von schrecklichen Gräueltaten und Kriegsverbrechen geprägt wird. Viele unschuldige Menschen erleiden unmenschliche Qualen, ihr Hab und Gut wird sinnlos vernichtet oder sie verlieren sogar ihr Leben – hier bleibt die große unbeantwortete Frage nach dem WARUM? Nur weil ein Mensch das so beschlossen hat und die willfährigen Helfer um ihn herum nicht aufbegehren – das erinnert fatal an die dunkle Zeit des 2. Weltkriegs im vorigen Jahrhundert. Die Folgen des aktuellen Kriegs sind weltweit zu spüren und treffen, in unterschiedlicher Härte, alle Menschen. Waren wir zu unvorsichtig, weil es uns eigentlich gut ging, haben wir zu wenig für einen dauerhaften Frieden getan, ließen wir uns täuschen – diese Fragen werden wohl von Historikern retrospektiv beantwortet. In dieser schweren Zeit muss die große Politik endlich Lösungen finden die dazu dienen, diesen unsäglichen Krieg zu beenden und den Menschen wieder Frieden zu bringen. Der Einsatz für Menschenrechte, für Frieden, Demokratie und gegen Gewalt ist heute wichtiger denn je. Jetzt stellt sich natürlich die Frage – können wir, angesichts der großen Not der Menschen in der Ukraine, überhaupt noch Ostern feiern? Dies muss jeder für sich selbst entscheiden.
In unserer christlich geprägten Gesellschaft ist konfessionsübergreifend Ostern eigentlich das zentrale Fest der Christenheit. Gott hat seinen Sohn geopfert und uns gezeigt, dass durch die Auferstehung von Jesus, der Tod überwunden werden kann. Natürlich sieht alles wieder ganz anders aus, wenn uns der Tod tatsächlich und real begegnet. Der Tod ist immer verbunden mit Verlust, Erschrecken und Schmerz. Jeder von uns weiß, dass der Tod zum Leben gehört, in der direkten Konfrontation mit ihm sieht jedoch alles wieder ganz anders aus. Der Tod ist eigentlich der Ernstfall des Glaubens. Entweder mit dem Tod ist alles aus – oder der Tod ist die Türe zum Leben mit Gott. Daran zu glauben ist eine sehr persönliche Angelegenheit, die jeder Mensch für sich selbst entscheiden muss. In diesem Sinne wünsche ich allen Bürger*innen ein schönes Osterfest, verbunden mit der Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende.
Ortsbürgermeister Michael Zimmermann